Wie ticken Männer im mittleren Alter? Wie blicken sie auf ihr bisheriges Leben und was würde ihr junges Ich über sie heute sagen? In unserer Serie protokollieren wir Momentaufnahmen.
Ich hatte zweimal Krebs. Das erste Mal vor 13 Jahren. Da war ich 37 Jahre alt. Das war ein totaler Schock. Ich habe das durch eine OP und Chemo geschafft. Aber das hat lange gedauert, bis ich das so richtig verarbeitet habe.
Da denke ich heute manchmal: Ich hätte mir vielleicht mehr Zeit lassen sollen, das zu verarbeiten.
Aber ich muss auch sagen: Ich habe nie einen Gedanken daran verschwendet, dass ich das nicht schaffen könnte. Also, dass mich die tödliche Krankheit umbringen könnte.
Und wieder Krebs
Jetzt vor zwei Jahren hatte ich dann Hautkrebs. Meine Frau Jutta hat eine winzige Hautveränderung bei mir im Gesicht bemerkt, nicht größer als eine Kugelschreiberspitze. Dafür bin ich sehr dankbar. Denn am Ende war das, was die Ärzte „herausschneiden“ mussten, etwas größer als eine 2 Euro Münze.
Nach dieser neuerlichen Diagnose war alles sofort wieder da, wie vor mehr als zehn Jahren. Aber die Ärzte haben mir versichert, das die zwei Krebsarten nichts miteinander zu tun haben und das der Krebs nicht „wieder“ da ist, sondern neu. Leider war der Krebs aggressiver als der erste.
Aber nach der OP war er dann weg, der „verdammte“ Krebs, diesmal ohne Chemo.
Was ist wichtig für mich?
Unter anderem deswegen bin ich jetzt kurz vor dem 50. Geburtstag in eine 3-Wochen-Kur gegangen. Das hat mir richtig gut getan. Du bist mit dir selbst, kannst zu dir kommen. Du hast da ganz wenig Verpflichtungen, außer die regelmäßigen Essens- und Trainingszeiten.
Die Kur hatte mich da hingebracht zu hinterfragen, was mir wichtig und was gut für mich ist.
Eine Konsequenz für mich war, dass ich von katholisch zu evangelisch konvertiert bin. Meine Familie hier, meine Frau und meine Kinder, sind evangelisch und wir haben eine tolle Gemeinde. Hinzu kommt, dass der Pfarrer mir richtig geholfen hat, er hat sich Zeit genommen in einer für mich schwierigen Zeit, dafür war ich sehr dankbar.
Veränderungen
Ich mache seit der Kur jeden Morgen 30 Liegestütze. Joggen kann ich nicht mehr, ich habe mir meine Knie beim Fußball damals kaputt gemacht. Am Anfang gingen nur zehn Liegestütze, jetzt machen mir die 30 nichts mehr aus. Aber man sieht noch nichts (lacht).
Was ich auch in der Kur gelernt habe: Ich kneipe. Ich stelle mich in die Wanne und mach die Brause an mit kaltem Wasser. Ich bin echt überrascht, wie wach ich danach bin. Das tut mir richtig gut.
Ich bin außerdem dabei, meine Ernährung umzustellen. Ich esse zum Beispiel kaum noch Fleisch. Wir haben einen Aufschnitt gefunden, der sieht aus wie Mortadella, aber ist ohne Fleisch – der ist richtig lecker.
“Was kostet die Welt?”
Ich finde das so krass, dass man in der Mitte des Lebens über solche Sachen Gedanken macht. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie wir im Studium gesagt haben: “Was kostet die Welt?”
Auf alles verzichte ich aber nicht. Mal ein Bier oder ein Glas Wein, das muss sein. Und das wird auch so bleiben.
Das sind so Erlebnisse, die du im Alter hast. Ich fühle mich gar nicht wie 50 und auch nicht alt. Ich denke immer, meine Eltern waren mit 50 älter.
Ich fühle mich wie 37 oder 38.
Protokoll: Peter Stawowy
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