Wie ticken Männer im mittleren Alter? Wie blicken sie auf ihr bisheriges Leben und was würde ihr junges Ich über sie heute sagen? In unserer Köpfe-Rubrik protokollieren wir Momentaufnahmen.
Ich bin alle vier Wochen eine Woche auf Mallorca. Weg von Büro und Arbeit. Das geht, weil ich selbstständig bin und die Firma zuhause weiterläuft. Genauer: Weil mir meine Frau den Rücken freihält.
Eine Woche ist im Voraus gut planbar – und meine Frau ist als Backoffice da, informiert mich und kümmert sich, wenn irgendwo was anbrennt. Wir sind im Handwerk und bauen Wintergärten, Terrassenüberdachungen, Fenster und Haustüren. Da weiß man gewöhnlich, welche Baustelle nächste Woche geplant ist. Außerdem ich bin ja auch per WhatsApp verbunden.
Die Entscheidung fiel recht spontan
Ich mache das jetzt seit Jahresanfang 2023. Vorher war ich auch häufiger auf der Insel, alle drei Monate. Ich kann dort über mein Netzwerk fast uneingeschränkt die Wohnung eines Freundes nutzen. Dann wurde mir klar: Ich kann ja jederzeit, warum mache ich es dann nicht einfach?
Die Entscheidung fiel recht spontan am 5. Januar 2023. Da kam ich von der Insel zurück in so ein ekeliges Schnee-Nieselwetter, richtig fies. Ich habe dann meine Flüge direkt von Januar bis August durchgebucht, später von August bis Dezember, und das in den Kalender eingetragen.
Meine Frau fährt nicht so oft mit. Sie mag Mallorca nicht so wie ich. Beim ersten Mal habe ich sie mitgenommen, da hatte ich ihr frühlingshaftes Wetter versprochen. Es war Dezember. Das war dann aber überhaupt nicht so. Sie hat dann gesagt, sie fühlt sich im Norden wohler. In der Folge bin ich mehrmals im Jahr allein gefahren, seit Anfang 2023 aber eben noch viel häufiger.
Sie war erstmal überrascht
Sie war von meiner Planung erstmal überrascht. „Da musst du aber in der Zeit, wo du hier bist, mehr arbeiten“, hat sie gesagt. „Okay!“, war meine Antwort. Sie weiß: Sie kann jederzeit gerne mitkommen. Aber wenn sie nicht will, ist das ihr Thema.
Sie nimmt sich im Gegenzug auch ihre Zeit, kümmert sich gern um die Kinder und Enkelkinder, trifft sich mit Bekannten. Manchmal stellt sie Fragen, ist eifersüchtig. Ja, ich treffe Menschen auf der Insel. Und ja, da sind auch weibliche Menschen dabei – na und?
Ich bin da ganz klar: Ich bin kein Typ fürs Strohfeuer. Ich kann nur eine Beziehung haben. Und ich stehe nicht vor der Entscheidung, etwas ändern zu wollen oder müssen. Sie merkt, wie gut mir das tut. Inzwischen sagt sie häufiger: „Komm, du nervst, hau‘ wieder ab auf deine Insel!“
Hier hätten wir keine Zeit
Ich treffe mich dort mit einer Community, alte und immer wieder auch neue Bekannte, fast immer Leute aus Deutschland. Da sind auch viele Unternehmer, die ebenfalls viel auf der Insel sind. Hier hätten wir keine Zeit uns zu treffen… da haben wir sie. Da kann man auch mal einen Abend was trinken gehen und sich austauschen und wieder neue Leute kennenlernen. Das mag ich sehr. Mir liegt viel an Tiefgang – ich merke schnell, wenn jemand nur oberflächlich unterwegs ist. Das ist nicht so meins.
Es gibt auch häufiger mal drei Tage, wo ich nur in der Wohnung und für mich bin, mir was Leckeres koche, achtsam bin… eben keinen Trubel habe. Häufig erledige ich während der Zeit auf der Insel auch Dinge für die Arbeit. Aber nicht wie zuhause, wo mich die Arbeit, die Nachrichten von Kunden, Partnern und Angestellten bis in die Wohnung verfolgen.
Manchmal gehe ich zum Strand schwimmen. Ich bin auch gern auf dem Wasser mit Booten unterwegs. Was mich am meisten triggert: das Mehr an Licht, die Sonne. Und die Leichtigkeit, die dort herrscht. Die ich da aber auch nur mitbekomme, weil der Stress vom Job weit weg ist!
Alles richtig gemacht
Ich fahre da hin, um meine Batterien aufzuladen. Ich sehe in meinem Gesicht, was es mit mir macht. Ein bisschen Leichtigkeit zu leben, die ich hier nicht leben kann! Mit der Zeit fühlt sich das auch immer mehr an wie nach Hause kommen. Klar, habe ich überlegt, ganz dort zu leben. Wir haben jetzt angefangen, dort nach einer Immobilie Ausschau zu halten. Meine Frau sagt, mach mal – sie will mich dann häufiger besuchen kommen.
Was mein 18-jähriges Ich über mich sagen würde? Alles richtig gemacht. Da hingegangen, wo ich hinwill. Meinen Weg gegangen. Natürlich gab es unterwegs auch falsche Entscheidungen, Schwierigkeiten… aber im Großen und Ganzen darf ich sehr zufrieden sein.
Protokoll: Peter Stawowy