Was macht eigentlich ein Coach so genau? Und für wen macht ein Coaching Sinn?
Menschen im mittleren Alter sind für Marc Antonius Dominick ein besonderes Klientel: Denn häufig treten dann Themen auf, die sich nicht nur auf bestimmte Situationen beziehen, sondern sehr grundsätzliche Fragen stellen. Manchmal sind es berufliche Themen, nicht selten stehen die Klienten des Business- und Emotions-Coach vor emotionalen Hürden. Ein Interview.
„Viele Menschen setzen jetzt andere Schwerpunkte“
Als ich neulich einem Kollegen empfahl, dass ihm ein Coaching helfen könnte, kam zurück: „Geh mir weg mit dem esoterischen Zeug!“ Was sagst Du dazu?
Marc Antonius Dominick: Als erstes würde ich sagen: Coaching braucht man nicht. Wenn man möchte, gönnt man sich ein Coaching. Da gibt es eine breite Palette. Ich würde auch zurückfragen: Was versteht er denn unter esoterisch?
Es gibt Coaches, die sind eher sachlich orientiert und haben vielleicht auch Beratung mit an Bord. Und dann gibt es andere, die sind eher auf einer qualitativen Ebene unterwegs. Da geht es dann zum Beispiel eben auch um Dinge, die man nicht so ohne Weiteres anfassen kann, wie bestimmte Emotionen, die einen begleiten und möglicherweise stressen. Für mich bedeutet esoterisch nicht gleich negativ, sondern vieles hat seine Berechtigung. Wenn es den Klienten hilft, dann ist es völlig egal, was es für eine Methodik, was es für ein Coaching-Ansatz ist. Sondern: Das, was hilft, das zählt.
Jemand anderes meinte: Gerade gibt es gefühlt eine Coaching-Schwemme bei LinkedIn und Instagram. Nimmst du das auch so wahr?
Ich nehme das auch wahr, durchaus auch schon schon länger. Das Ganze wurde durch die Pandemie noch intensiviert. Da hatten einfach viele Menschen mehr Zeit alleine und haben dann selber für sich vielleicht gedacht: Ja, ich will mich selbstständig machen – und vielleicht wäre Beratung oder Coaching was. In der Zeit ist aber auch der Bedarf immens gewachsen: Viele Menschen wollen sich verändern und sehen ihr Leben ein bisschen mit anderen Augen. Und setzen jetzt andere Schwerpunkte. Das ist eben nicht immer einfach. Da kann es sehr hilfreich sein, jemanden an der Seite zu haben, der mit einer externen Sicht draufschaut.
Was ist der Unterschied zwischen Beratung und Coaching?
Der Unterschied liegt darin, dass der Berater Empfehlungen ausspricht und seine eigene Meinung mit einbringt. Das wird häufig gewünscht. Dass jemand konkret fragt: Marc, wie siehst du das? Wenn ich darauf eingehe, bin ich im Beratungsmodus unterwegs. Ein Coach, der das Coaching-Verständnis ganz eng lebt, würde sich mit einer Empfehlung eher schwer tun und erstmal nur zurückspiegeln. Nach dem Motto: Ich möchte dir da nicht meine Meinung aufdrängen. Sondern ich möchte dir helfen, dir eine eigene zu bilden. Ein großer Unterschied besteht also darin, dass der Coach deutlich mehr Fragen stellt und selbst keine Antworten vorgibt. Ein Coach braucht daher auch nicht unbedingt Experte in der Branche seines Klienten sein.
Du unterscheidest zwischen Business- und Emotions-Coaching. Was kommen denn beim Business-Coaching so für Leute zu dir?
Unternehmer, Selbstständige, Führungskräfte und Menschen auf dem Weg in die Selbstständigkeit. Die einen möchten beispielsweise ihre Einnahmen erhöhen oder auch mehr Klienten akquirieren. Da ist der Auftrag klar. Oftmals beinhaltet hier meine Arbeit neben Coaching auch Beratung.
Andere Klienten haben keine Sorgen auf der Einnahmenseite. Doch nach ein paar Jahren stellen sie fest, dass sie sich ihr eigenes Hamsterrad gebaut haben. Es fehlt an Zeit. Zeit für sich selbst, Familie und Freunde. Und dies obwohl ursprünglich gerade der Wunsch nach Freiheit, Selbstbestimmung und Freiräumen zur Selbstständigkeit geführt hat. Hier ist dann das Ziel, mit weniger Aufwand mehr zu erreichen und eine neue Balance im Tun und Sein zu finden.
Und wo setzt ein Emotionscoaching an?
Ein herkömmliches Coaching findet oft eher auf der kognitiven Ebene statt. Das ist bei uns Menschen vorne der präfrontale Cortex, der da dann seinen Dienst tut. Damit können wir rational denken, lernen, und Dinge priorisieren und entscheiden. Im Emotionscoaching aktivieren wir zusätzlich auch die Bereiche des Gehirns, in denen Emotionen eine Rolle spielen. Neurowissenschaftlich sprechen wir hier vom sogenannten limbischen System. Es besteht aus mehreren Ebenen und ist für die Verarbeitung von Gefühlen und die Steuerung unserer Triebe zuständig.
Evolutionsbiologisch sind Gehirnareale, die unsere Instinkte steuern, die ältesten. Dann haben sich Bereiche entwickelt, die für Emotionen zuständig sind. Abläufe die hier passieren, sind sehr intensiv, auch wenn sie uns teilweise unbewusst bleiben. Areale im Gehirn, mit denen wir rational Denken, wie der genannte präfrontale Cortex, haben sich tatsächlich erst zuletzt entwickelt. Deswegen spielen Emotionen selbst bei Menschen, die sagen, sie sind sehr rational, weiterhin eine Riesenrolle. Nur, wir versuchen, sie hier und da zu unterdrücken und nicht zu berücksichtigen. Das ist nicht zu empfehlen.
Beim Emotionscoaching helfe ich meinen Klienten, die eigenen Emotionen zu verstehen, im Sinne von: Was will mir meine Emotion sagen? Wofür ist sie gut? Denn jede Emotion hat letztendlich eine positive Absicht.
Und wann hilft ein Emotions-Coaching?
Ein Beispiel: In der Business-Beratung oder im Business-Coaching vereinbaren wir konkrete Veränderungen. Der Klient weiß jetzt, was zu tun ist, versteht das auch. Aber er tut’s nicht, er kommt nicht in die Umsetzung! Das ist ein klassisches Beispiel dafür, dass auf der unterbewussten Ebene Dinge ablaufen, die ihn blockieren. Das können Glaubenssätze sein nach dem Motto: Wenn ich das jetzt tue und da erfolgreich werde, dann mag mich keiner mehr. Solche unterbewussten Glaubenssätze nimmt unser Verstand oft gar nicht wahr, sie sind aber da. Das wäre dann etwas, was man im Emotions-Coaching entsprechend erkennen und bearbeiten kann.
Hast Du noch mehr Beispiele?
Ein anderes Beispiel ist das ganze Thema Selbstwert. Vieles hat mit Selbstwert zu tun. Insbesondere bei Selbstständigen, die dann irgendwann feststellen: Wenn ich mein Business voranbringen will, mehr Klienten haben will, dann macht es schon Sinn, wenn ich sichtbarer werde. Mit sichtbar meinen die dann oft, auf Social Media aktiv zu sein und da gesehen werden. Viele sind ängstlich, haben Angst vor Kritik, glauben, nicht gut genug zu sein und so weiter. Das sind Selbstwertthemen, und auch die können wir im Emotions-Coaching entsprechend angehen. Das heißt, den Selbstwert steigern, und das nachhaltig.
Wenn ich jetzt ein Coaching bei dir buche, macht man eine oder viele Sitzungen? Wie schnell ändern sich so Glaubenssätze zum Beispiel?
Ich arbeite normalerweise über längere Perioden mit meinen Klienten. Ein halbes Jahr ist ein typischer Zeitraum. Dies, um ihnen auch bei der Entwicklung und Umsetzung zu helfen und gleichzeitig dadurch sicherzustellen, dass sich was wandelt, dass sich was bewegt. Für mich ist das Wichtigste, Klienten zu haben, die happy sind, wenn sie mit mir gearbeitet haben. Glaubenssätze kann man aber tatsächlich auch in zwei, drei Sessions, manchmal sogar auch schon in einer Session nachhaltig verändern – das ist dann aber nur ein Schritt auf dem ganzen Weg.
Meine Zielgruppe von 7vierzig.de sind ja Männer mittleren Alter. Ist das aus deiner Sicht ein besonderes Klientel?
Männer im mittleren Alter oder auch generell Menschen im mittleren Alter sind eine ganz besondere Zielgruppe. Die haben im Grunde genommen die erste Hälfte ihres Lebens hinter sich. Der Wunsch nach Erfüllung tritt in den Vordergrund. Sie stellen sich weniger die Frage, was sie in diesem Leben haben möchten, sondern vielmehr: Wer möchte ich eigentlich sein? Einmal für mich selber, aber auch für andere Menschen? Und mache ich überhaupt das, was mir Freude macht? Möchte ich das noch länger machen oder muss ich das wirklich noch bis zur Rente machen?
Das Älterwerden ist ein großes Thema. Viele sehen auch, dass das Leben heute anders als früher läuft. Früher musste man mit 50 gesettelt sein, heute kann man mit Mitte 40 oder 50 noch mal komplett neu durchstarten. Das ist ein sehr spannendes Klientel! Es macht mir große Freude, mit Menschen in diesem Alter zu arbeiten, weil da eine gewisse Reife und eben auch oft ein starker Veränderungswunsch zusammen kommen.
Wie alt bist du denn eigentlich und wie bist du dahin gekommen, was du heute beruflich tust?
Ich bin heute 47 Jahre alt – das passt gerade gut zu 7vierzig.de. Ich habe den Wechsel vom angestellten Verhältnis in Richtung Vollzeit-Berater und Coach 2017 gemacht. Da war ich gerade 41 geworden. Für mich war ausschlaggebend, dass ich zurückgeschaut habe in meine Zeit, als ich Anfang 20 war. Damals habe ich mit großer Leidenschaft Musik gemacht habe, was bis heute im Grunde genommen geblieben ist. Ich war damals als Musiker unterwegs, mit einer Rockband, semiprofessionell.
Doch dann hieß es in meinem Umfeld, Marc, lern’ mal was Vernünftiges, du willst ja auch Geld verdienen, eine eigene Wohnung haben. Ich habe dann erstmal eine Ausbildung gemacht zum Versicherungskaufmann und dann studiert. Das Studium hat mir Spaß gemacht, aber ich war dann komplett raus aus dem Musiker-Dasein.
Nach 10 Jahren im Berufsleben habe ich mir die Frage gestellt: Was hätte mir damals denn geholfen dran zu bleiben mit der Musik? Die Erkenntnis war, dass es vielleicht jemanden gebraucht hätte, der mich an die Hand nimmt, mir Wege und Strategien als Musiker zeigt, wie man da seinen Weg machen kann.
Und das bin ich heute für andere Personen, die ihrer Leidenschaft, ihrer Passion folgen wollen. Das Coaching, so wie ich es mache, ist dafür wunderbar geeignet. Wenn da jemand kommt, der Lust hat, etwas Neues zu machen oder sich verändern will, oder das, was vielleicht auch schon seine Leidenschaft ist, vergrößern will, besser machen will, positive Fußspuren in der Welt hinterlassen will – dann brenne ich, da freue ich mich mit der Person und will unterstützen und helfen. Das ist mein Antrieb.
Die letzte Frage: Was würde dein 18-jähriges ich über dich heute sagen?
Das würde sagen: Mach mal locker und geh mal mehr in den Proberaum, mach Musik! 😉
Vielen Dank für das Interview!
Interview: Peter Stawowy
Hier geht es zur Website von Marc Antonius Dominick.