Niels Frevert: „Das mit dem Erfolg ist relativ“

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Der Hamburger Pop-Cansonnier Niels Frevert ist mit seinem neuem Album „Pseudopoesie“ auf Akustik-Tour. Der ehemalige Frontmann der Band Nationalgalerie ist seit der Bandauflösung 1996 solo unterwegs. Am 17. November trat der 55-Jährige in Plauen auf.

„Trau´dich, du kannst das!“

Im Interview mit 7vierzig spricht er über seine Musik und verrät, was er seinem 18-jährigen Ich sagen würde.

Interview: Reinhard Franke

7vierzig: Warum heißt Ihr aktuelles Album „Pseudopoesie“?

Niels Frevert: Den Begriff Poet kann man ganz verschieden interpretieren. Und er ist in den vergangenen Jahren sehr inflationär benutzt worden. Ich höre in dem Wort sogar etwas Kitsch heraus und ich mag Kitsch, wenn er gut gemacht ist. Den Begriff Pseudo empfinde ich in diesem Zusammenhang als positiv. Auch meine Plattenfirma fand den Titel gut. Ich könnte mir das erlauben, sagten sie. (lacht)

Wo sehen Sie sich mit dem aktuellen Werk?

Leider leben wir in Zeiten mit Klickzahlen und Vergleichen. Das finde ich schwierig. Ich habe meine Zweifel, dass das der Popmusik gut tut. Ich bin ein Album-Künstler, mag Romane und Filme. Ich finde es schön, wenn sich etwas entwickelt. Was ich sagen will: Das mit dem Erfolg ist relativ. Da gibt es verschiedene Parameter. Ich bin schon länger unterwegs und bei mir definiert sich das anders. Ich bin erfolgreich, weil ich regelmäßig Platten veröffentlichen kann. Bei mir geht es nicht um eine Chart-Positionierung. „Pseudopoesie“ ist mein siebtes Soloalbum. Das ist mein persönlicher Erfolg. Ich bin ganz okay im Rennen.

Hören Sie noch Songs von Ihrem Solodebüt?

Ich habe es lange nicht mehr angehört. Dabei denke ich gern an die Zeit zurück – nach den Jahren mit der Nationalgalerie eine neue Arbeitsweise kennenzulernen, war wie eine Befreiung. In den 90er-Jahren wollte ich wie meine Vorbilder klingen, habe diese aber nie erreicht. Davon habe ich mich irgendwann frei gemacht, bin erwachsen geworden, muss jetzt auch nicht mehr fünf Platten in sieben Jahren veröffentlichen, wie zu Beginn meiner Karriere.

Wenn Sie auf ihre Laufbahn zurückblicken: Würden Sie heute rückblickend etwas anders machen? Was?

Darüber habe ich während meiner Laufbahn schon immer wieder reflektiert – und Sachen verändert. Mir war es immer wichtig, mich muskalisch weiterzuentwickeln. Ganz früher habe ich mit meinen Texten gehadert, dann habe ich an meinem Gesang gearbeitet, später neue Pfade im Songwriting gesucht. Wenn ich zurückblicke, dann war ich immer in Bewegung.

Hat sich Ihre Einstellung zum Leben und zur Musik mit dem Älterwerden verändert?

Natürlich, und wie! Zum Leben sowieso, wie bei allen. Und zur Musik: Zum Beispiel habe ich mit 30 – nach den ersten fünf Platten – begonnen meine Alben bewusster aufzunehmen. Mir mehr Zeit zu nehmen, damit sie hinterher so klingen, wie ich es mir vorher vorgestellt habe. Das hat zum Glück funktioniert.

Wenn Sie heute ihrem 18-jährigen Ich begegnen würden: Was würden Sie ihm mit auf den Weg geben?

Die dritte Frage zum Älterwerden nacheinander? So alt bin ich ja nun auch noch nicht! Was ich dem 18-jährigem sagen würde? „Trau´dich, du kannst das!“

Vielen Dank für das Interview! 

Mehr Infos zu Tour und Album: www.nielsfrevert.net

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