Man kann das Leben nicht bis zum Ende planen. Schon gar nicht kann man immer alles richtig machen.
“Ich weiß gar nicht, was mir Spaß machen würde? Der jetzige Job ist es jedenfalls nicht”, sagt der junge Mann neben mir. Nennen wir ihn Markus, um eine gewisse Anonymität des Gespräches zu wahren. Er ist Mitte Ende 20.
Wir sind auf einer Party ins Gespräch gekommen. Er ist sichtlich über meine Aussage gestolpert, dass mir mein Beruf gerade mal wieder richtig Freude bereitet.
Er dagegen arbeitet in seinem ersten Job nach dem Studium – und wirkt nicht wirklich erfüllt.
Nächstes Jahr: Hochzeit
Das Gespräch geht weiter, irgendwann sind wir beim Thema Beziehungsstatus. Sie sind jetzt neun Jahre zusammen, nächstes Jahr ist die Hochzeit geplant. Sie kennen sich über die Schule, seit sie beide 13 sind.
“Ich glaube, es war ganz gut, dass wir uns ein paar Jahre ausprobieren konnten, bevor wir uns wieder begegnet sind”, lacht er.
Irgendwie warte ich wieder auf den Satz: “Ich weiß gar nicht…” Aber der kommt natürlich nicht.
Kann gut sein, dass ich da inzwischen etwas negativ und überkritisch bin: Aber auf mich wirkt Markus so, als ob er sich nicht wirklich sicher ist, dass er die Ehe will.
Sie sind ja jetzt schon so lange ein Paar. Und sie wohnen zusammen, da ist das nur irgendwie der nächste, logische Schritt. Heiraten und Kinder gehören ja auch irgendwie zum Glück dazu. Denkt er.
So wirkt das zumindest auf mich.
Job + Frau + Kinder = happy?
Klar, jeder sieht die Dinge immer nur durch die eigene (Erfahrungs-)Brille. Meine Beobachtung: Dieses Korsett aus Erwartungen und Regeln, was man wie zu tun hat, um glücklich zu werden – für viele Menschen entpuppt sich das im Laufe der Zeit als mächtig große Illusion. Jedenfalls in meinem Umfeld.
Und wenn man so wie Markus schon insgeheim spürt, dass da was nicht ganz stimmig ist… dann wäre es doch angeraten, mal kurz innezuhalten und alles genau zu prüfen, oder? Geht aber irgendwie nicht.
Er kommt – so mein Eindruck – aus diesem Erwartungskorsett nicht raus. Er will ja auch die Beziehung nicht riskieren!
Erstmal nur 7 Jahre?
Was ich deutlich später nach dem Gespräch denke: Für die beiden wäre eine “Ehe auf Probe” gut. Komm’, wir probieren das mal drei, fünf oder sieben Jahre und entscheiden dann, ob wir noch weiter gemeinsam gehen wollen.
Vielleicht wäre aber auch ein vorher fest vereinbarter Termin, wo man die ganze Geschichte gemeinsam überprüfen will, sinnvoll?
“Alle sieben Jahre ändert sich ein Mensch”, hat mal eine Kollegin zu mir gesagt. Der 7-Jahre-Rhythmus für Ehe und Beziehungen – das scheint mir nach diesem Gespräch mit Markus eine sinnvolle Überlegung.
Für immer?!
Jedenfalls wäre es für Markus richtig gut, gäbe es diesen Erwartungsdruck “für immer” nicht. Das könnte ihm helfen, diese Beziehung viel mehr zu genießen. Denn tatsächlich: Die beiden sind zwischendurch ziemlich süß zusammen. Um im nächsten Moment wie ein altes Ehepaar…
Wenn ich mal älter bin, denke ich (hüstel)… Dann schreibe ich vielleicht mal ein Buch über Beziehungen. Und meine Beobachtungen über Männer im mittleren Alter dabei – mit einem Fokus darauf, was diese Themen “Zufriedenheit” und “Glücklich sein” betrifft.
Das dauert aber vermutlich noch ein paar Jahre – im Moment macht mir mein Job gerade zu viel Freude!